M.A. Dramaturgie
Ihrer Geschichte nach sind Dramaturg:innen im Theater diejenigen, die mit kritischer Distanz auf die Produktion blicken. Teil von ihr, doch ihr auch fremd, stellen sie diese immer wieder als Ganzes infrage. Sie reflektieren sie mit ihren Bedürfnissen, Notwendigkeiten und ihrem Eigensinn, aber auch ihren Sachzwängen, geregelten Abläufen und Automatismen. Im besten Fall setzen sie so die Produktion in Bezug zu den Kontexten, in denen sie steht. Damit verkörpern sie den Anspruch von Geschichte, Gesellschaft und Politik innerhalb des künstlerischen Prozesses und vertreten diesen andererseits nach außen. Um dies leisten zu können, brauchen sie neben den Kenntnissen der Spezialist:innen vor allem die Grundtugenden der Forschenden: Sie sollten lesen, schauen, denken, hören, schreiben können und den Mut haben, sich des eigenen Verstandes zu bedienen.
Der Frankfurter Studiengang
Der hochschulübergreifende, Theorie und Praxis integrierende Master-Studiengang „Dramaturgie“ wurde 2002 von Hans-Thies Lehmann gegründet. Seine Konzeption antwortete auf die großen Umbrüche im Theater der vergangenen Jahrzehnte: Angesichts experimenteller Formen, die die Grenzen der traditionellen Bereiche von Theater, bildender Kunst und audiovisuellen Medien überschritten, und mit Blick auf neue Formen des Musiktheaters, des Tanzes und der Performance waren die Aufgaben der Dramaturgie komplexer geworden. Der Studiengang wurde schnell zu einem erfolgreichen Modell. Absolvent:innen arbeiten an Stadt- und Staatstheatern sowie in der freien Szene oder in der Wissenschaft.
Seit 2011 wurde der Studiengang unter neuer Leitung kontinuierlich weiterentwickelt. Wir begreifen Dramaturgie als eine politische und kreative Praxis. Mit Blick auf das sich rapide verändernde Berufsbild der Dramaturg:innen ist es dem Frankfurter Studiengang besonders wichtig, Studieninhalte zu vermitteln, die nicht nur für das bereits existierende Theater, sondern auch für ein Studierenden wie Dozierenden noch unbekanntes zukünftiges Theater vorbereiten. Zu den Merkmalen guter Dramaturg:innen rechnen wir neben der Kenntnis des real existierenden Theaters, seiner Traditionen und Rahmenbedingungen auch die soziale Phantasie, das Wissen um andere Möglichkeiten, die Sensibilität für das Neue, Unbekannte, die Fähigkeit, es auf Begriffe zu bringen und die Bereitschaft, es gegen die ökonomischen und politischen Hindernisse des Betriebs und der Gesellschaft durchzusetzen. Besonderen Wert legen wir deshalb auf eine internationale Ausrichtung, auf eine enge Vernetzung mit gegenwärtiger künstlerischer Praxis in allen Bereichen des Theaters und der angrenzenden Künste sowie auf die Beförderung des selbständigen szenischen Forschens und der eigenständigen wissenschaftlich-theoretischen Praxis der Studierenden.
Studieninhalte
Lehr- und Forschungsschwerpunkte
Zu den Frankfurter Lehr- und Forschungsschwerpunkten im Bereich der Dramaturgie gehören u.a.: Theorie, Geschichte und Analyse des Theaters in allen seinen Spielarten und Erscheinungsformen, Allgemeine und Vergleichende Theaterforschung, Kritische Theorie, Poststrukturalismus und Alterität, Dekolonialisierung, Diversität und Inklusion, Institutionskritik, Fragen im Spannungsfeld zwischen Theater, Gesellschaft, Theorie und Politik, dramaturgisches Lesen, Grundfragen dramaturgischer Praxis und Theorie, künstlerisch-praktische Arbeit in szenischen Projekten, Workshops und Theorie-Praxis-Projekten, eigenständiges künstlerisches, theoretisches und organisatorisch-kuratierendes Arbeiten, Theatertechnik, Produktionsdramaturgie sowie Einblicke in Grundlagen der Theaterorganisation.
Der Master-Studiengang Dramaturgie ist ein Studiengang der Professur für Theaterwissenschaft am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft. Gleichzeitig ist er Teil der Hessischen Theaterakademie, eines Studien- und Produktionsverbundes, in welchem die auf das Theater hin qualifizierenden Studiengänge hessischer Hochschulen und die wichtigsten hessischen Stadt- und Staatstheater vernetzt sind. Aufgrund dieser zweifachen Verankerung des Studiengangs entsteht seine enge Verbindung von wissenschaftlicher und praktischer Theaterarbeit. So ermöglicht der Dramaturgie-Studiengang den Studierenden bereits im Rahmen des Studiums in Lehrveranstaltungen und in konkreten Projekten den Austausch und die Zusammenarbeit mit den Studierenden anderer Bereiche des Theaters. Darüber hinaus profitieren die Studierenden von den Vorteilen eines universitären Vollstudiums: Von einem vielfältigen theoretischen Seminarangebot, das sich am Primat der Bildung orientiert und diese nicht auf eine instrumentelle Ausbildung verkürzt, über die Möglichkeit, ausgezeichnete Fachbibliotheken sowie die Mediathek der TFM zu nutzen bis hin zu vielfältigen Angeboten (Vorträge, Workshops, Symposien) im Institut wie in den angrenzenden Fächern und Fachbereichen. Den Studierenden stehen darüber hinaus eine außerhalb des Unterrichts von ihnen selbst verwaltete Probebühne, technisches Equipment für die Arbeit mit Video, Sound und Licht, eine digitale Plattform für die Dokumentation eigener Arbeiten (blog.studiumdigitale.uni-frankfurt.de/buehne/) sowie die Möglichkeit der Nutzung von Proberäumen im Frankfurt LAB zur Verfügung.
Leitung: Prof. Dr. Nikolaus Müller-Schöll und Dr. des. Eva Döhne (Koordination). Weiter lehren folgende hauptamtliche Theaterwissenschaftler*innen am Institut für Theater-, Film-, und Medienwissenschaften: Jetë Zhitia, M.A. und Paul Koloseus, M.A.
Studieninhalte
Digitale Theaterforschung
Wir zeichnen Gastvorträge, Diskussionen, Gespräche mit Künstler:innen und szenische Projekte seit mehreren Jahren auf und machen sie Studierenden des Instituts zugänglich. Siehe: https://blog.studiumdigitale.uni-frankfurt.de/theater/
Netzwerk/HTA
Hessische Theaterakademie
Aufgrund der zweifachen Verankerung des Studiengangs – zum einen im Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft, zum anderen in der Hessischen Theaterakademie – entsteht seine enge Verbindung von wissenschaftlicher und praktischer Theaterarbeit. So ermöglicht der Dramaturgie-Studiengang den Studierenden bereits im Rahmen des Studiums in Lehrveranstaltungen und in konkreten Projekten den Austausch und die Zusammenarbeit mit den Studierenden anderer Bereiche des Theaters (Theaterwissenschaft, Regie, Schauspiel, Szenographie usw.).
Friedrich Hölderlin-Gastprofessur für Allgemeine und Vergleichende Dramaturgie
Die Professur für Theaterwissenschaft besetzt mit Unterstützung des DAAD und des International Office der Goethe-Universität regelmäßig eine Friedrich Hölderlin-Gastprofessur für Allgemeine und Vergleichende Dramaturgie mit internationalen Gästen, die in ihrer Arbeit Theorie und künstlerische Praxis auf vorbildliche Weise miteinander verbinden. In den letzten Semester waren unter anderen der Theaterwissenschaftler Prof. Dr. Freddie Rokem (Tel Aviv), der Wissenschaftler Prof. Dr. Esa Kirkoppelto (Helsinki), Theaterwissenschaftler Dr. Markus Wessendorf (Mānoa), Theatermacherin Lina Majdalanie (geb. Saneh), die Wissenschaftlerin Prof. Dr. Annalisa Piccirillo (Neapel), der Regisseur und Theaterwissenschaftler Prof. Dr. Tore Vagn Lid (Oslo), der Theaterwissenschaftler Prof. Dr. Khalid Amine (Marokko), die Theaterwissenschaftlerin Prof. Dr. Kélina Gotman (London) der Theaterwissenschaftler Prof. Dr. Enrico Pitozzi (Bologna), der Regisseur Gerardo Naumann, der Forscher und Künstler Prof. Dr. Diego Rotman (Jerusalem), die Theatermacherin PD Dr. habil. Krassimira Kruschkova und die Theaterwissenschaftlerin Dr. Karoline Gritzner in Frankfurt zu Gast.
Lehrende und Partner Institutionen
Neben den Dozierenden des Instituts und der Hessischen Theaterakademie wirkten und wirken u.a. folgende Personen mit: Rebecca Ajnwojner,
Dr. Eylül Fidan Akıncı, Prof. Dr. Khalid Amine, Robin Arthur,
Prof. Björn Auftrag, Dr. Ira Avneri, Sibylle Baschung, Sebastian Blasius, Esther Boldt, Laurent Chétouane, Prof. Dr. Jeroen Coppens, Dr. Kathrin Deufert, Marcus Droß, Tim Etchells, Prof. Dr. Heiner Goebbels, Prof. Wanda Golonka, Yotam Gotal, Prof. Dr. Kelina Gotman, Dr. Karoline Gritzner, Prof. em. Dr. Ulrike Haß, Dr. Carl Hegemann, Rolf Christoph Hemke, Célestine Hennermann, Manuela Infante, Prof. Dr. Shannon Jackson, Rupert Jaud, Prof. Ruth Kanner, Alexander Kerlin, Prof. Dr. Esa Kirkkopelto, PD Dr. Krassimira Kruschkova, Katja Leclerc, Matthias Lilienthal, Stefanie Lorey, Dr. Lina Majdalanie, Florian Malzacher, Bettina Milz, Gerardo Naumann, Katharina Pelosi, Dr. Annalisa Piccirillo, Prof. Dr. Enrico Pitozzi, Thomas Plischke, René Pollesch †, Prof. Dr. Freddie Rokem, Felix Rothenhäusler, Prof. Dr. Diego Rotman, Tucké Royale, André Schallenberg, Prof. Dr. Richard Schechner, Prof. Dr. Katja Schneider, Marion Schneider-Bast, Bernhard Siebert, Jan-Philipp Stange, Susanne Traub, Prof. Dr. Tore Vagn Lid, Camilla Vetters, Prof. Dr. Sam Weber, Rosa Wernecke, Markus Wessendorf, Prof. Dr. Kirstin Westphal, Prof. Dr. Susanne Winnacker, Susanne Zaun, Dr. Juliane Zeller, Dr. Mayte Zimmermann, Jonas Zipf.
Ein enger Austausch besteht u. a. mit den Partner-Bühnen der Hessischen Theaterakademie; FFT Düsseldorf; HELLERAU (Dresden); Kammerspiele München; Kampnagel (Hamburg); PACT Zollverein (Essen); Volksbühne
am Rosa-Luxemburg-Platz (Berlin); Berliner Festspiele; FAVORITEN Festival (NRW); Festival Performing Exile; Impulse Theater Festival (NRW); Ruhrtriennale; Theater der Welt; Wiesbaden Biennale.
Internationale Vernetzung
Der Master-Studiengang Dramaturgie verfügt durch die regelmäßige Einladung internationaler künstlerischer und wissenschaftlicher Gastdozeierende sowie die Zusammenarbeit mit verschiedenen europäischen und außer-europäischen Universitäten über eine ausgeprägt internationale Ausrichtung. Im Rahmen des Masterstudiums sind Auslandsaufenthalte möglich und erwünscht. Kooperationspartner sind unter anderem die Universitäten Universitetet i Bergen, Stockholms universitet, King’s College London, Kunsthøgskolen i Oslo, University of the Arts Helsinki, Københavns Universitet, Université Libre de Bruxelles; Université Paris 8 Vincennes – Saint-Denis, Université Paris 10 Nanterre, Universität Wien, Univerzita Karlova Praha, University of Chicago, Universität Tel Aviv, Universität Tetouan.
Bewerbungsverfahren
Bewerbung für den Master-Studiengang Dramaturgie am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Goethe-Universität, Frankfurt am Main, im Rahmen der Hessischen Theaterakademie
Regelstudienzeit: Vier Semester
Abschluss: Master of Arts in Dramaturgie
Studienbeginn: Jährlich zum Wintersemester
Bewerbungsschluss: jährlich zum 31. Mai
Infoveranstaltung: Am 23. April 2025 findet für Studiengangsinteressierte von 15.00 – 16.00 Uhr eine digitale Informationsveranstaltung zu den beiden Studiengängen MA Dramaturgie und MA Comparative Dramaturgy and Performance Research statt.
Wir bitten hierfür um verbindliche Anmeldung bis 16. April 2025 unter: dramaturgie@tfm.uni-frankfurt.de
Zulassungsvoraussetzungen
- Abgeschlossenes Hochschulstudium
- Praktische Erfahrungen im Berufsfeld Dramaturgie von in der Regel mindestens zwei Monaten Dauer
- Englischkenntnisse auf dem Niveau B2 (GeR) und Kenntnisse einer weiteren Fremdsprache mindestens auf dem Niveau B1 (GeR).
- Die für das Studium erforderlichen deutschen Sprachkenntnisse auf dem abgeschlossenen Niveau C1 des gemeinsamen europäischen Referenzrahmens
- Nachweis von Deutschkenntnissen bei Bewerbungen mit ausländischer Hochschulzugangsberechtigung. Hier findet ihr das Deutschkursangebot der Goethe Uni, für das sich nicht deutschsprachige Bewerber*innen anmelden können:
Auswahlverfahren
Auf der Grundlage der eingereichten Unterlagen lädt der Prüfungsausschuss geeignete Bewerber:innen schriftlich zur Zugangsprüfung ein.
Kontakt:
Goethe-Universität Frankfurt am Main
Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft
Koordination Master-Studiengang Dramaturgie
Norbert-Wollheim-Platz 1
D-60323 Frankfurt am Main
dramaturgie@tfm.uni-frankfurt.de
Bewerbungsunterlagen
Die Bewerbungsunterlagen sind nicht über das Portal „uni-assist“, sondern schriftlich per E-Mail einzureichen (bitte in einem PDF) an: dramaturgie@tfm.uni-frankfurt.de
- Beglaubigte Kopie des Hochschulabschlusszeugnisses als PDF
- Lebenslauf mit dem akademischen Werdegang
- Beglaubigte Kopie der Sprachnachweise als PDF
- Ein Motivationsschreiben, das begründet, warum der:die Bewerber:in ein Dramaturgiestudium aufnehmen will
- Nachweis des Interesses an dramaturgischen Fragen (z.B. durch die Dokumentation bisheriger künstlerischer oder theoretischer Arbeit)
- Beschreiben Sie eine künstlerische Arbeit, die Sie tief beeindruckt hat, auf zwei Druckseiten (3600 Zeichen inkl. Leerzeichen), für einen Kreis von Leser:innen, deren Interesse Sie dafür wecken wollen
- Für Bewerber*innen aus den Ländern Indien, Vietnam und Volksrepublik China: APS-Zertifikat
FAQ zu den Bewerbungsunterlagen
Was heißt „Nachweis des Interesses an dramaturgischen Fragen (z.B. durch die Dokumentation bisheriger künstlerischer oder theoretischer Arbeit)“?
Dies ist bewusst offen formuliert. Bitte senden Sie ein, was Sie für sinnvoll halten.
Muss ich mein Originalzeugnis einsenden oder reicht eine einfache Kopie?
Weder noch. Wir benötigen eine beglaubigte Kopie, sowohl Ihres Bachelorzeugnisses als auch Ihrer Sprachnachweise.
Zum Ende der Bewerbungsfrist habe ich meinen Bachelorstudiengang noch nicht abgeschlossen/mein Zeugnis noch nicht erhalten. Kann ich mich trotzdem bewerben?
Ja. Wir benötigen in diesem Falle aber ein Transcript of Records. Dieses muss eine vorläufige Durchschnittsnote aufweisen und nachweisen, dass zur Bewerbung mindestens 80% der Gesamt-Credit-Points Ihres Studiengangs erreicht sind. Das Transcript of Records muss entweder mit dem Stempel einer notengebenden Stelle versehen oder online verifizierbar sein. Außerdem benötigen wir einen Nachweis darüber, dass der Bachelorstudiengang bis zum Ende des ersten Master-Semesters abgeschlossen sein wird. Diese Bescheinigung muss ebenfalls von einer notengebenden Stelle ausgestellt sein. Mit diesen Unterlagen ist – bei Angebot eines Studienplatzes – eine vorläufige Einschreibung möglich; das Bachelor-Zeugnis muss dann innerhalb des ersten Semesters an der Goethe-Universität dem Studien-Service-Center vorgelegt werden.
Studienordnung Dramaturgie
Link zur Studienordung:
https://www.uni-frankfurt.de/62689414/FB_10___Neuere_Philologien#drama
Link zum Modulhandbuch:
MA_Dramaturgie_Modulhandbuch_zur-Vero_ffentlichung_18_07_2017.pdf
Link zur Rahmenordnung FB 10, MA:
MA_RO_FB-10_2016-06-22_2.pdf